Kartenspiele

Aus Braillespiel
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Kartenspiele nach Mechanismus

Stichspiele

Wenn es in einem Kartenspiel darum geht möglichst viele, möglichst wenige oder eine bestimmte Anzahl von Stichen zu machen, nennt man sie Stichspiele.

Bei Stichspielen erhält meist jeder Spieler dieselbe Anzahl von Karten. Ein Stich besteht darin, dass jeder Spieler eine Karten (manchmal auch mehrere Karten) offen auf den Tisch legt. Nach einer bestimmten Regel, die sich von Spiel zu Spiel unterscheiden kann, wird entschieden wer den Stich bekommt. Meist beginnt derjenige, der einen Stich bekommt, mit dem Ausspielen für den nächsten Stich.

Bei Stichspielen hängt die Wertung eines Stichs nicht davon ab, was sich für Karten im Stich befinden. Es geht vielmehr darum möglichst viele oder möglichst wenige Stiche zu bekommen, eine bestimmte Anzahl von Stichen zu erreichen, zu übertreffen oder eben nicht zu übertreffen. Oder es geht darum, einen bestimmten Stich (z. B. den letzten Stich) zu machen ...

Stichspiele haben für Blinde den Vorzug, dass relativ wenig Information auf dem Tisch liegt. Sagt jeder Spieler noch die Katen (Karten) an, der er ausspielt, ist der Nachteil für den Blinden noch geringer. Allerdings befinden sich in vielen Fällen sehr viele Karten auf der Hand, so dass das Handling dieser Karten schwer ist und das Spiel verlangsamt. Daher wollen wir hier keine Spiele betrachten, bei denen die Spieler mehr als 10 Karten auf der Hand halten. Es gibt genügend andere. Auch Stichspiel-Familien aus denen uns keine Spiele bekannt sind, die dieses Kriterium erfüllen, werden wir unerwähnt lassen. Allerdings, wenn im Umfeld blinder Menschen ein Stichspiel, dass bei unserem Kriterium durchfällt, häufig gespielt wird, kann man auch bei anderen Spielen probieren, ob sie als blinder Spiele Spaß machen.

Ein zusätzliches Problem entsteht bei Stichspielen, die in Teams spielen. Blinde Spiele haben oft schlechte Karten, wenn es darum geht, heimliche Kommunikation zwischen den Spielern des anderen Teams zu erkennen. Dies sollte bei der Teambildung berücksichtigt werden.

Stichspiele ohne Bieten

Es gibt Trumpfkarten, aber diese werden nicht durch Bieten bestimmt. Ziel ist es möglichst viele Stiche zu machen. Die Spieler (meist 4) spielen in Teams. Bei den meisten Spielen dieser Gruppe, z. B. beim Whist, halten die Spieler am Anfang 13 oder mehr Karten auf der Hand. Diese Spiele sollen hier nicht berücksichtigt werden. Es gibt aber auch Spiele, die für blinde Spieler geeignet scheinen. Dazu gehört Sticheln.

Exaktes Bieten

Bei diesen Stichspielen muss man genau die Anzahl der Stiche angeben, die man bekommen möchte. Zu dieser Gruppe gehört Oh Hell!, La Podrida und Rumänisches Whist.

Letzten Stich bekommen

Wer den letzte Stich bekommt, ist bei dieser Gruppe spielentscheidend. Es kann Ziel sein den letzten Stich zu bekommen, ihn zu vermeiden oder im letzten Stich die niedrigste Karte zu legen. Diese Spiel haben meist kein Trumpf, mitunter auch keine unterschiedlichen Farben. Zu diesen Spielen gehört Eifelpoker, Chicago, Spar, Sipa, Agram, Sink-Sink, Fapfap, Agurk, Gurka, Ogórek, Kurkku und 22.

Multi-Stich-Familie

Bei manchen Stichspielen werden in einem Stich von einem Spieler auch mehrere Karten gespielt. Diese Spiele ordnen wir der Multi-Stich-Familie zu. Meist ist es so, dass wenn der erste Spieler mehrere Karten spielt, alle anderen Spieler dieselbe Zahl an Karten spielen müssen. Die Spiele dieser Familie stammen häufig aus China, aber es gibt auch derartige Spiele in Grönland und Rußland.

Dino-Deal gehört in diese Familie. Wir haben es hier allerdings mit einer Kombination der Mechanik mit der Mechanik der gleichzeitigen Aktion und (im Original) mit der Nutzung von Spielkarten als Spielbrett zu tun.

Tod-und-Leben-Spiele

Die Spieler schauen sich ihre Karten nicht an, sondern legen sie als Stapel vor sich. Die oberste Karte wird jeweils aufgedeckt und nach bestimmten Regeln bekommt einer der Spieler die aufgedeckten Karten.

Die meisten Spiele dieser dieser Familie sind reine Glücksspiele (z. B. Tod und Leben, Camicia und War) und werden daher vor allem von Kindern gespielt.

Einige Spiele dieser Familie sind Reaktionsspiele, bei denen abhängig von den aufgedeckten Karten schnell bestimmte Aktionen ausgeführt werden müssen. Diese Spiele sind für blinde Spieler wegen des geringeren Erkennungstempos ungeeignet.

Augenspiele

Als Augenspiele bezeichnet man Spiele, bei denen es für die Abrechnung eine Rolle spielt welche Karten sich im Stich befinden. Augenspiele werden meist nach der Art zu zählen klassifiziert. Obwohl Blinde viele Augenspiele mitspielen können, ist der Vorteil Sehender doch größer als bei Stichspielen. Karten, die Punkte zählen bezeichnet man als Augenkarten. Karten, die nicht zählen bezeichnet man als Luschen.

Augenspiele ohne Bieten, aber mit Kartentausch

Ziel, dieser meist zu dritt gespielten Spiele (oder zu viert, dann setzt oft jeweils ein Spieler aus) ist es entweder möglichst viele oder möglichst wenige Augen zu machen. Es gibt zwar Trumpfkarten, aber die sind in allen Partien dieselben. Es gibt eine Möglichkeit, seine Karten durch Kartentausch (ähnlich dem Skat im Skat) auszutauschen.

Beispiel Schieberramsch.

Augenspiele mit Bieten

Bei dieser Gruppe von Augenspielen wird durch einen Bietvorgang entschieden, was das Zielspiel ist oder welche Kampf Trumpf ist.

Zu dieser Familie gehören Bauernschnapsen und in gewissem Sinne auch Marjapussi.

Augenspiele mit Bieten und Kartentausch

Bei dieser Gruppe von Augenspielen wird durch einen Bietvorgang entschieden, wer gegen wen spielt. Der Alleinspielende hat die Möglichkeit, ähnlich wie im zu dieser Gruppe gehörenden Skat, zwei Karten auszutauschen. Spiele dieser Familie werden meist zu dritt (eventuell auch zu viert, aber dann setzt jeweils ein Spieler aus) und mit 32 Karten gespielt.

Zu dieser Familie gehört Skat.

Sedma-Familie

Bei dieser Familie spielen die Farben keine Rolle. Es gewinnt die letzte Karte den Stich, die den Wert der ausgespielten Karte hat. (Das kann durchaus die zuerst ausgespielte Karte sein.) Zu dieser Familie gehört Ristikontra.

Austauschspiele

Ziehen und Ablegen

Es wird eine Karte gezogen, eventuell Karten ausgelegt und abschließend eine Karte sichbar auf einen Stapel in die Mitte gelegt. Es geht nicht darum Karten zu sammeln und dabei Punkte zu sammeln. Zu dieser Familie gehört 31.

Rommé-Familie

Es wird eine Karte gezogen, eventuell Karten ausgelegt und abschließend eine Karte sichbar auf einen Stapel in die Mitte gelegt. Es geht darum Karten zu sammeln und dabei Punkte zu sammeln. Typische Beispiele sind Rommé und Canasta. Diese Spiele sind bei Sehenden gut bekannt und werden daher auch von blinden Spielern gespielt. Allerdings sind sie für blinde Spieler wegen der vielen offen ausliegenden Karten und der vielen Karten auf der Hand eher unfair und erfordern mehr oder weniger Assistenz durch Sehende.

Eine Alternative ist 3 - 13.

Commerce-Familie

Auf dem Tisch liegen mehrere offene Karten und die Spieler tauschen einzelne Karten davon aus. Zu diesen Spielen gehört Schwimmen.

Fischen

Es gibt mehrere offen ausliegende Karten von denen man nach bestimmten Regeln Karten nehmen darf. Zu dieser Familie gehört Papillon.

Kuckuck-Familie

Jeder Spieler hat nur eine Karte und kann sie mit einem Mitspieler nach bestimmten Regeln tauschen. Ziel ist es, zum Schluß nicht die niedrigste Karte zu haben. Spiele dieses Spiel werden teilweise mit speziellen Karten gespielt. Kuckuck selbst läst sich aber mit einem normalen Kartenspiel spielen.

Go-Fish-Familie

Man kann einen Mitspieler nach einer Karte fragen, hat er diese muss er sie herausgeben.Ziel ist es bestimmte Kombinationen (meist vier gleiche Kartenwerte) zu sammeln.

Zu dieser Familie gehören Go Fish, Autoren und Australischer Fisch.

Schwarzer-Peter-Familie

Man gibt einem Nachbarn Karten, teilweise bekommt man dafür andere Karten. Ziel ist es zum Schluss eine bestimte Kartenkombinationen zu haben oder eine bestimmte Karte nicht zu haben. Spiele diese Familie sind meist Kinderspiele. Zu dieser Familie gehört das namengebende Spiel Schwarzer Peter.

Legespiele

Spiele bei denen die Aufgabe der Spieler darin besteht, die Karten durch Aus- und Anlegen schnell loszuwerden oder durch Aus- und Anlegen Punkte zu machen, bezeichnet man als Legespiele.

Inflationsspiele

Bei Inflationsspielen spielen die Spieler abwechselnd. Meist müssen sie die Farbe bedienen. Unter bestimmten Umständen (zum Beispiel wenn sie nicht bedienen können) müssen Spieler eine Karte ziehen oder einen Teil von den ausgespielten Karten bzw. alle ausgespielten Karten aufnehmen. Es gibt Spiele dieser Gruppe bei denen man gewinnt, wenn man keine Karten mehr hat und andere bei denen man gewinnt, wenn man als letzter noch Karten hat.

Zu dieser Familie gehört Générala.

Überbieten

Die Spieler spielen eine oder mehrere Karten und müssen die zuvor gespielte Karte bzw. die zuvor gespielten Karten überbieten. Wer nicht überbieten kann, muss die Karten oder zumindest eine Karte auf die Hand nehmen. Meist ist es Ziel des Spiels, nicht als letzter noch eine Karte auf der Hand zu haben. Spiele bei denen geschummelt werden darf, gehören zur Schummellieschen-Familie.

Einige Spiele dieser Familie haben die schöne Eigenschaft, dass jeder Spieler seinen eigenen Trumpf hat. Bei vielen Spielen dieser Familie halten die Spieler bisweilen sehr viele Karten auf der Hand, so dass sie für blinde Spieler eher ungeeignet sind.

Zu dieser Familie gehört Stortok.

Schummellieschen-Familie

Die Spieler müssen jeweils die vorangehende Karte überbieten. Dabei werden die Karten verdeckt gelegt. Die Spieler können beim überbieten schummeln. Wird ein Spieler beim Schummeln erwischt, muss er die Karten aufnehmen.

Zu dieser Gruppe gehören Schummellieschen, Verish' Ne Verish', I Doubt It und Bullshit.

Zweikampffamilie

Bei einigen Sportsimulationen ist es so, dass der Angreifer eine oder mehrere Karten legt und der Verteidiger dazu passende eigene Karten legen muss. Schafft das der Verteidiger nicht, bekommt er den Stich oder einen Punkt. Ansonsten verliert er das Angriffsrecht. Häufig ist die Zweikampffamilie mit Aktionen auf einem Brett verbunden.

Zu diesem Typ gehört z. B. En Garde.

Kartenkombinationsspiele

In Kartenkombinationsspielen legen die Karten immer neue Karten auf einen Stapel in der Mitte oder auf ihre eigene Auslage. Die nächste Karte muss zur vorhergehenden passen (dieselbe Farbe, dieselbe Höhe, die nächsthöhere Karte ...) Wer nicht legen kann muss von einem Stapel eine zusätzliche Karte ziehen. Ziel ist es alle Karten los zu werden. Es wird nicht reihum gespielt, sondern wer anlegen kann, ist dran.

Schnipp-Schnapp-Schnurr-Familie

Bei dieser Gruppe gibt es nur einen Stapel in der Mitte. Die Spieler müssen die jeweils eine höhere Karte legen und oft auch die Farbe bedienen. Zu dieser Familie gehören Michigan und Schnipp, Schnapp, Schnurr.

Mau-Mau-Familie

In dieser Gruppe gibt es auch einen Stapel in der Mitte. Die nächste Karte muss entweder in der Farbe oder in der Höhe übereinstimmen. Häufig gibt es einige Karten mit einer besonderen Wirkung.

Zu dieser Gruppe gehören Mau-Mau, Crazy Eights und Uno.

Addierspiele

Die Karten werden ausgespielt und addiert. Es kommt darauf an, bestimmte Summen zu vermeiden oder zu erreichen.

Zu dieser Gruppe gehören 98, 99, 100, Hindernislauf und Lobo 77.

Man kann zu dieser Familie auch 12 zählen.

Steigern

Die Spieler spielen eine oder mehrere Karten und müssen die zuvor gespielte Karte bzw. die zuvor gespielten Karten überbieten. Wer nicht überbieten kann, muss passen. Wenn alle passen bekommt der, der die letzten Karten gespielt hat den Stich.

Zu dieser Familie gehören Big Two, Big Three und Zheng Shangyou.